Institution:
Technische Universität
Abteilung:
Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte
Vita:
geb. 1962 in Bochum
Bildungsgang
- 1973-1982: Ruhrtalgymnasium Schwerte
- 18.06.1982: Abitur
- Studium an der Ruhr-Universität Bochum
ab WS 1983/84: Philosophie, Germanistik, Pädagogik, Geschichte (Prof. Dr. K. Flasch)
- 1992: M.A. in den Fächern Philosophie/Germanistik (Prof. Dr. B. Mojsisch)
- 1995: Promotion im Fach Philosophie (Prof. Dr. B. Mojsisch/Prof. Dr. G. Scholtz)
- 2003: Habilitation an der Technischen Universität Berlin, Fakultät I (Prof. Dr. H. Poser/Prof. Dr. G. Abel/Prof. Dr. K. Kaehler), Habilitationsschrift: Interpretation – Transformation. Das Platonbild bei Fichte, Schelling, Hegel, Schleiermacher und Schopenhauer und das Legitimationsproblem der Philosophiegeschichte
Beruflicher Werdegang
- 1982 - 1983: Zivildienst: Städt. Altenheim Dortmund-Sölde
- 1993 - 1995: Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes
- 1996 - 1998: Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Ruhr-Universität Bochum
- 1997 - 1998: Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- 1998 - 2004: Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin
- 2003: Lehrauftrag HU Berlin
- seit 2004: Privatdozent, Fakultät I, TU Berlin
- 2006: Lehrauftrag HU Berlin
- 2006-2008: Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Edition: K. W. F. Solger, Schriften
- SS 2007: Gastprofessur LMU München
- 2009: apl. Prof., Leitung: BMBF-Projekt: »Translating Doping - Doping übersetzen«, TU Berlin
- 2009: Gastprofessur Basel »Eikones« NFS Bildkritik
Tätigkeitsfelder
- 1996 - 1998: Redaktion des Bochumer Philosophischen Jahrbuchs für Antike und Mittelalter
- 1999 - 2001: Tätigkeit im Fachbereichsrat FB I, TUB
- 2000: Örtliche Organisation: Kongress der Internationalen Johann Gottlieb Fichte Gesellschaft, »Fichte in Berlin«
- 2001: Organisation: VII. Internationaler Leibniz-Kongress in Berlin, „Nihil sine ratione«
- 2002 - 2005: Leitung: Fichte-Arbeitsgruppe Berlin
- 2001 - 2006: Gastdozent am IUC Dubrovnik
- 2003-2005: Accíon integrada: Deutsch-spanischen DAAD-Projekt »Die Konzepte von Toleranz und Harmonie bei Leibniz, ihre Rezeption in der Aufklärungszeit und ihre aktuelle Bedeutung und Relevanz«
- seit 2004: Wissenschaftlicher Beirat der Fichte-Studien
- seit 2005: Leitung: Forschungsgruppe Berlin »Transzendentalphilosophie/Deutscher Idealismus«
- 2006: Antragstellung DEPTH EU Framework Programme (FP) 7, 8.5
- seit 2007: Leitung des Kurses „Transzendentalphilosophie« am IUC Dubrovnik
Dossiers von Prof. Dr. Christoph Asmuth
Erstes Hearing des Verbundprojekts zum Thema: »Recht und Moral – Translating Doping«
Das Hearing widmet sich dem Thema »Recht und Moral« in Bezug auf die Dopingproblematik.
Einführung und Bericht zum Hearing I
Das Ziel des Verbundprojekts »Translating Doping - Doping übersetzen« besteht darin , die vielfältigen Zusammenhänge, in denen das Doping eingebettet ist, durch Transformationsprozesse zu erschließen, rekursive methodische Konzepte zu entwickeln, Transparenz zu schaffen und Orientierungsmöglichkeiten zu eröffnen in einem hochkomplexen und spannenden Problemfeld, um schließlich die Ergebnisse in didaktische und präventive Konzepte einzuspeisen.
Einführung und Bericht zur Tagung "Wissenstransfer", 15. Januar 2010
Hier finden Sie die Einführung und einen kurzen Bericht zur Tagung »Wissenstransfer – Chancen, Grenzen und Perspektiven des Wissens heute – translating doping«
Doping und Natürlichkeit
Wenn vom Wert des
Sports die Rede ist, wird häufig ein Konzept von Natur in
Anspruch genommen. Tatsächlich kann man Körperlichkeit und Bewegung
des Menschen mit seiner natürlichen Ausstattung in Verbindung
bringen. So spielt die Natur einerseits eine Rolle als Maßstab und
Korrektiv für den Menschen: Wir haben die Vorstellung, dass wir
nicht im Gegensatz zu unserer Natur leben sollten. Andererseits ist
die Natur auch ein Wert: Wir haben die Vorstellung, dass es gut ist
und dass es für uns gut ist, wenn wir natürlich leben. Aus
der Geschichte wissen wir, dass dieses Bewusstsein für unsere
Natur sich erst entwickelt hat
und dass es nicht selbstverständlich ist, was wir unter Natur
verstehen. Das Naturverständnis setzt Kultur voraus.
Von Epo zu Kant und zurück: Translating Doping – Doping übersetzen und die Philosophie
Philosophen sind
häufig »Universaldilettanten«.1
Weil sie einen Sinn für das große Ganze in sich verspüren, drängt
es sie, sich über zahllose Gebiete zu verbreiten. Dabei sind sie
strenggenommen keine Fachleute für dies und das, sondern eher
Spezialisten für das Allgemeine. Ihrer Entstehung nach und
entsprechend dieser Ausrichtung ist die Philosophie transdisziplinär.
Und da sie strenggenommen weder eine Disziplin ist noch
einen eindeutigen Gegenstandsbereich hat, ist sie zugleich
Übersetzungswissenschaft zwischen den Disziplinen. Dieser
Ausrichtung nach ist die Philosophie interdisziplinär. Das
Dilettantentum verpflichtet die Philosophie zur Bescheidenheit
gegenüber den disziplinär verfassten Wissenschaften; zugleich ist
ihr die Transdisziplinarität Programm. Ihre Aufgabe ist stets auch
die Transformation.
Doping ist ein
Problem, dass zu Recht das Interesse der Philosophie weckt. Denn beim
Doping kommen zahlreiche Probleme zusammen und verdichten sich.
Doping ist wie ein Kristallisationspunkt, an dem sich verschiedenste
Interessen- und Problemlagen treffen. Gleichzeitig ist die große
Bühne des Sports ein Feld, das der Dramatisierung und Inszenierung
Vorschub leistet. Doping trifft deshalb den Nerv. Dies ist nicht der
Nerv des Sports allein, sondern der neuralgische Punkt eines ganzen
Geflechts unterschiedlicher Interessen. Die Philosophie widmet sich
den dabei entstehenden Problemen, gerade weil sie nicht nur und schon
gar nicht ausschließlich Probleme des Sports sind.
1
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen für die
Veröffentlichung leicht veränderten Vortrag, gehalten bei der
Auftaktveranstaltung des BMBF-geförderten Forschungsprojekts
»Translating Doping – Doping übersetzen« an der
Humboldt-Universität zu Berlin am 7.5.2009.
Doping und Gerechtigkeit
Der moderne Sport orientiert sich an der Hochleistung und der Konkurrenz. Das macht nur Sinn, wenn die Athleten einigermaßen unter
gleichen Regeln antreten, innerhalb derer der Wettkampf stattfinden
kann. Wie das im Einzelnen geschieht, ist natürlich sehr
unterschiedlich. Beim Boxen gibt es Gewichtsklassen, bei Athleten
aber keine Größenklassen, etwa beim Hochsprung. Man darf vermuten,
dass solche Restriktionen aufgrund der Gefährdung der Athleten im
Wettkampf eingeführt wurden und nicht, um gleiche
Ausgangsbedingungen herzustellen. Tatsächlich kann man davon
ausgehen, dass für den Wettkampf- und Konkurrenzsport eine
regulierte Ungleichheit konstitutiv ist.
Doping als Symptom der Moderne
Doping ist ein
Allerweltswort, das heute in den verschiedensten Zusammenhängen
vorkommt. Im engeren Sinne spricht man jedoch ausschließlich in
Bezug auf Sport von einem Tatbestand wie Doping. Aber Doping gab es
nicht schon immer. Tatsächlich zeigt die Entwicklung des Sports,
dass Doping erst in einer Phase virulent wird, die durch eine
fortgeschrittene Professionalisierung und Verrechtlichung des
Sportgeschehens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
eintritt.
Die gesellschaftliche Komplexität des Dopings
Für das Thema »Doping« ist die vielschichtige Beziehungen von Sport und Gesellschaft von erheblicher Bedeutung. Der Beitrag weist verkürzende Auffassungen zurück und wirbt für eine angemessene Beschäftigung mit der Komplexität des Themas.
Definitionen des Dopings
Dieses Dossier enthält alle relevanten Materialien des Projekts zur Frage nach der Definition von Doping.
Aus drei Gründen ist das Problem einer Dopingdefinition besonders interessant:
0. In denjenigen Fällen, in denen Sportler eines Doping-Vergehens bezichtigt werden, muss festgestellt werden können, ob ein Dopingvergehen vorliegt. Das geht nur, wenn man eine Definition des Dopingvergehens hat, wenn also von vornherein klar ist, welche Praktiken mit Strafe belegt sind.
Es wichtig zu erfahren, ob Doping von anderen Formen der Leistungsteigerung abgegrenzt werden kann, etwa vom sog. Enhancement. (Als Neuro-Enhancement bezeichnet man beispielsweise die Einnahme von pharmazeutischen Mitteln zur Steigerung des Gedächtnisses, der Konzentration oder der Wachheit.
Es ist auch wichtig, ob und inwieweit sich Doping vom Medikamenten- oder Drogenmissbrauch abgrenzen lässt.
Die Materialien in diesem Dossier versuchen differenzierte Antworten zu finden.
Doping und Gesundheit
Allgemein gilt: Sport ist gesund. Aber jeder weiß: Exzessiver Sport kann zu Gesundheitsschäden führen. Bei manchen Formen des Ausdauersports wenden Ärzte sogar die Kategorie der Sucht an. Denn der Sportler scheint von der Ausübung seines Sports körperlich und geistig abhängig zu sein mit allen Folgen, die eine Sucht für das soziale Leben und die Gesundheit eines Betroffenen haben kann. Die Gesundheit ist aber zugleich ein zentrales Motiv des Anti-Doping-Kampfes.
Glaubwürdigkeit und Authentizität – ein Problem des Dopings?
Sport ist nur im
weitesten Sinne ein intellektuelles Vergnügen. In der Regel geht es
um Schweiß und Blut. Diese Nähe zum menschlichen Körper und seinen
Vollzügen suggeriert, dass der Sport in besonderer Weise authentisch
und damit menschlich sei.
Moral und Recht – Dopingdefinitionen
Die Sportverbände
blicken auf eine ganze Reihe von Versuchen zurück, Doping zu
definieren.1
Dabei herrscht offenkundig das Bedürfnis vor, unnatürliche
Leistungssteigerungen aus dem Sport auszuschließen. So heißt es im
Jahre 1952 beim Deutschen Sportbund: »Die Einnahme eines jeden
Medikaments – ob es wirksam ist oder nicht – mit der Absicht der
Leistungssteigerung während des Wettkampfes ist als Doping zu
bezeichnen.«2
Im historischen Umfeld dieser Formulierung liegen Beobachtungen, dass
die Entwicklung neuer pharmazeutischer Präparate in immer stärkerem
Maße bei sportlichen Wettkämpfen genutzt wurde. Insbesondere die
anabolen Stereoide begannen in den fünfziger Jahren Karriere zu
machen. Dabei war zunächst gar nicht klar, ob leistungssteigernde
Präparate im professionellen Leistungssport nicht sogar erwünscht
sein könnten.
1
Vgl. zum Folgenden:
Prokop, Clemens: Die
Grenzen der Dopingverbote.
Baden-Baden 2000.
2
Zitiert nach: Haug,
Tanja: Doping, S. 28.
Was ist Doping?
»Doping« ist zum gesamtgesellschaftlichen Problem geworden. Es betrifft keineswegs mehr nur den Sport, sondern zahlreiche andere Felder: Politik, Wirtschaft, Jura, Medizin, Naturwissenschaften.
Die Beiträge des Bandes bieten nicht nur eine Bestandsaufnahme der nackten Fakten – sie zielen besonders darauf ab, Aporien und Dilemmata der aktuellen Diskussion zu beleuchten: Wie werden die Grenzen bestimmt, die erlaubte von unerlaubten Praktiken im Sport trennen? Ist die Doping-Definition sinnvoll? Gibt es einen Unterschied zwischen Doping und »Enhancement«?
Das Buch richtet sich nicht nur an Fachwissenschaftler/-innen, die für transdisziplinäre Ansätze offen sind, sondern auch an die breitere interessierte Öffentlichkeit.
Neuro-Enhancement
Angesichts des bemerkenswerten technischen und medizinischen Fortschritts scheint Neuro-Enhancement, also die mittelinduzierte Verbesserung unserer geistigen Fähigkeiten, bald schon Wirklichkeit zu sein.
Hier stellen wir für Sie Einschätzungen von Fachleuten zu diesem Thema zusammen.
Hearing I Thesen
Hier findet sich eine Auswahl der Thesen einiger Referenten des Hearing I Recht und Moral zur rechtlichen Situation im Doping.
Anti-Doping-Kampf oder Dopingregulierung: Interview mit Bengt Kayser
Prof. Dr. Bengt Kayser, Prof. für Medizin, Direktor des Instituts für Bewegungswissenschaften und Sportmedizin an der medizinischen Fakultät der Universität Genf erläutert im Gespräch mit Christoph Asmuth seine Position zur Dopingproblematik.
Vom Athleten zum Mutanten?
Artikel im Gentechnischen Informationsdienst
Doping fürs Gehirn? – die Sicht der Philosophie
Enhancement ist bislang ein keineswegs klar definierter Begriff. Darin unter-scheidet sich bereits in formaler Hinsicht das Doping vom Enhancement. Unter Doping versteht man einen durch eine Liste von Substanzen, Techniken und Maßnahmen definierten Bereich von Handlungen, die im Verbandssport verbo-ten sind. Das Bemühen der Nationalen und Internationalen Anti-Doping-Agenturen geht dahin, eine möglichst exakte Beschreibung jener Praktiken zu geben, die im Sport geächtet sein sollen. Denn wenn die Sportsgerichtsbarkeit einen Athleten wegen Dopings mit einer Verbandsstrafe belegen will, muss die verbotene Handlung genau festgelegt sein. Doping ist daher nicht nur faktisch klar definiert, sondern es besteht zugleich eine innere Notwendigkeit, Doping klar zu definieren. Die im Sportdoping zur Anwendung kommenden Rechts-normen sind sportspezifisch. Es sind Regeln, die sich die einzelnen Sportver-bände und Dachverbände selbst geben, bzw. die sie von den Anti-Doping Agen-turen übernehmen. Auf dieser Ebene kommt es zurzeit noch nicht zu einer Überlappung von Verbandsnormen und geltendem staatlichen Recht. Dass durch einen Dopingfall ein Schaden entsteht, der auch vor staatlichen Gerich-ten entschieden werden muss, ist hinlänglich bekannt, denn Sportler sind häu-fig beruflich mit ihrer Sportart verbunden. Deshalb beschäftigen sich mit Do-pingfällen auch Arbeitsgerichte. In Deutschland sind die Strafgerichte bisher nicht mit Dopingfällen befasst. Jedenfalls folgt daraus, dass sich die sportspezi-fischen Regeln nicht einfach und unmittelbar auf andere gesellschaftliche Be-reiche übertragen lassen.
Tagung in der Villa Vigoni: „Natürlichkeit und Künstlichkeit: translating doping“
Homo faber oder homo laborans
Auf dem Hintergrund biologischer Modellierungen hat vor allem die Philosophie des 20. Jahrhunderts unter dem Namen einer philosophischen Anthropologie Anspruch darauf erhoben, den Menschen und das spezifisch Menschliche zu bestimmen. Die Kultur wurde nun – nach dem Vorlauf so wichtiger Forschungszweige wie Evolutionsbiologie, Paläoanthropologie, Psychoanalyse und so wichtiger Autoren wie Ernst Haeckel, Jakob Johann von Uexküll und Friedrich Nietzsche – nicht mehr als weitgehend unabhängige Blase hochwichtiger und hochedler Praktiken angesehen, sondern in die ›Natürlichkeit‹ des Menschen, der Mensch also in die Biologie eingebunden. Der Beitrag spielt ein paar Gedanken durch, die einen wichtigen Ausschlag zu geben scheinen für eine Verankerung des heutigen ›Sports‹ in einer Kultur von Spiel und Arbeit. Beide Formen, Arbeit und Spiel, werden zunächst in den Umkreis anthropologischer Überlegungen gestellt. Dies bedeutet zuallererst, dass der Beitrag nicht, wie es beim Thema Doping häufig der Fall zu sein scheint, auf ein sportethisches Problem abhebt, sondern auf die kulturellen Präfigurationen, die hinter der Entwicklung des Sports liegen, Probleme des Menschenbildes in der Neuzeit und Moderne.
Philosophie und Sportwissenschaft – zwei transdisziplinäre Disziplinen
Transdisziplinarität
Mit der Transdisziplinarität hat sich – zumindest nominell – eine neue Forschungsstrategie etabliert. Vorbilder findet die Diskussion um die Transdisziplinarität in den Gender Studies vor allem im angloamerikanischen Bereich. Als Ausgangspunkt der Debatten über Transdisziplinarität in Deutschland dürfte unzweifelhaft der Diskussionsbeitrag von J. Mittelstraß zu nennen sein, der in der letzten seiner sog. Bielefelder Thesen den Begriff der Interdisziplinarität zum Begriff Transdisziplinarität hin konkretisiert hat und damit eine seit Jahrzehnten währende Diskussion (Internationales Zentrum für interdisziplinäre Forschung seit 1969 in Bielefeld) in eine neue Bahn lenkte. Mittelstraß versuchte damit, ein neues Konzept zu entwickeln, um die Einheit der wissenschaftlichen Rationalität in der Schnittfläche der Disziplinen und im Bewusstsein plural verfasster Wissenschaften wiederherzustellen.
Transdisziplinarität und fachübergreifender Unterricht
Translating Doping ist ein transdisziplinär ausgerichtetes Forschungsprojekt. Das macht eine Reflexion notwendig über die Grundlagen einer Forschungsstrategie, die über die Disziplinengrenzen hinweg, daher nicht nur interdisziplinär, besonders auch gesellschaftliche Probleme in ihrem Facettenreichtum aufgreift und darstellt und daher als transdisziplinär charakterisiert wird. Die Konstruktion des Forschungsprojekts weist eine doppelte Komplementarität auf. Einerseits ergänzen sich die Disziplinen Philosophie und Sportwissenschaft in Genese und Struktur optimal. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass die europäische Philosophie sich stets als disziplinenübergreifende Disziplin verstanden hat, besonders dann, wenn sie sich ihrem Ursprung in der griechischen Antike zugewendet hat. Dann begreift sie sich als Ursprung der Disziplinen, als Anfang einer in der europäischen Wissenschaftskultur fortschreitenden Ausdifferenzierung. Die Sportwissenschaft verhält sich dazu komplementär, denn sie entsteht erst nach einer weit gehenden Ausdifferenzierung als eine neue Disziplin, die in sich verschiedene Disziplinen enthält. Ein weiteres komplementäres Verhältnis des Forschungsprojektes Translating Doping betrifft die Spiegelung des transdisziplinären Ansatzes im Hinblick auf den fachübergreifenden Unterricht. Translating Doping intendiert die Herstellung von Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Schüler, und zwar nicht aus einer fachspezifischen Perspektive, sondern als ein Projekt fachübergreifenden oder fächerübergreifenden Unterrichts. Auch darin besteht eine wechselseitig ergänzende Funktion, nämlich die von Wissenschaft und Schule, eine Funktion, die auf der einen Seite für eine gewisse Durchlässigkeit spricht, auf der anderen Seite aber eine dem Dopingproblem angemessene Situierung in der Gesellschaft ermöglicht: Doping ist kein wissenschaftliches Problem, sondern ein Problem von Athleten, vielfach jugendlichen Sportlern, sowie in der gesellschaftlichen Erweiterung des Themas ein Problem der Pharmakologisierung, sei diese kompensatorisch (mit oder ohne Indikation) oder leistungssteigernd (Enhancement).
Fachübergreifender Unterricht
Saubere Leistung? Doping in Sport und Gesellschaft
Die Tagung versteht sich als
Beitrag zur Verhältnisprävention. In einer Reflexion
auf die gesellschaftlichen Verhältnisse,
in die das Sportgeschehen eingebettet ist, wird
thematisiert, inwieweit ein sportspezifisches
Problem wie das Doping entscheidend von
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt.
Saubere Leistung? Doping in Sport und Gesellschaft
Vom 3. bis zum 5. November 2011 fand am Deutsches Hygiene-Museum Dresden eine Tagung unter dem Titel »Saubere Leistung? Doping in Sport und Gesellschaft« statt.