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Beiträge sind folgenden Themenkomplexen zugeordnet

Empfohlene Dossiers

Dopingdefinitionen in naturwissenschaftlicher Hinsicht

Naturwissenschaftliche Disziplinen, insbesondere die Medizin, Pharmakologie und Biochemie, spielen in der Dopingthematik eine zentrale Rolle.

Die gesellschaftliche Komplexität des Dopings

Für das Thema »Doping« ist die vielschichtige Beziehungen von Sport und Gesellschaft von erheblicher Bedeutung. Der Beitrag weist verkürzende Auffassungen zurück und wirbt für eine angemessene Beschäftigung mit der Komplexität des Themas.

Doping als Symptom der Moderne

Doping ist ein Allerweltswort, das heute in den verschiedensten Zusammenhängen vorkommt. Im engeren Sinne spricht man jedoch ausschließlich in Bezug auf Sport von einem Tatbestand wie Doping. Aber Doping gab es nicht schon immer. Tatsächlich zeigt die Entwicklung des Sports, dass Doping erst in einer Phase virulent wird, die durch eine fortgeschrittene Professionalisierung und Verrechtlichung des Sportgeschehens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eintritt.

 

VG-Wort

Moral und Recht – Dopingdefinitionen

Die Sportverbände blicken auf eine ganze Reihe von Versuchen zurück, Doping zu definieren.1 Dabei herrscht offenkundig das Bedürfnis vor, unnatürliche Leistungssteigerungen aus dem Sport auszuschließen. So heißt es im Jahre 1952 beim Deutschen Sportbund: »Die Einnahme eines jeden Medikaments – ob es wirksam ist oder nicht – mit der Absicht der Leistungssteigerung während des Wettkampfes ist als Doping zu bezeichnen.«2 Im historischen Umfeld dieser Formulierung liegen Beobachtungen, dass die Entwicklung neuer pharmazeutischer Präparate in immer stärkerem Maße bei sportlichen Wettkämpfen genutzt wurde. Insbesondere die anabolen Stereoide begannen in den fünfziger Jahren Karriere zu machen. Dabei war zunächst gar nicht klar, ob leistungssteigernde Präparate im professionellen Leistungssport nicht sogar erwünscht sein könnten.

1 Vgl. zum Folgenden: Prokop, Clemens: Die Grenzen der Dopingverbote. Baden-Baden 2000.

2 Zitiert nach: Haug, Tanja: Doping, S. 28.

 

Von Epo zu Kant und zurück: Translating Doping – Doping übersetzen und die Philosophie

Philosophen sind häufig »Universaldilettanten«.1 Weil sie einen Sinn für das große Ganze in sich verspüren, drängt es sie, sich über zahllose Gebiete zu verbreiten. Dabei sind sie strenggenommen keine Fachleute für dies und das, sondern eher Spezialisten für das Allgemeine. Ihrer Entstehung nach und entsprechend dieser Ausrichtung ist die Philosophie transdisziplinär. Und da sie streng­genommen weder eine Disziplin ist noch einen eindeutigen Gegenstandsbereich hat, ist sie zugleich Übersetzungswissenschaft zwischen den Disziplinen. Dieser Ausrichtung nach ist die Philosophie interdisziplinär. Das Dilettantentum verpflichtet die Philosophie zur Bescheidenheit gegenüber den disziplinär verfassten Wissenschaften; zugleich ist ihr die Transdisziplinarität Programm. Ihre Aufgabe ist stets auch die Transformation.

Doping ist ein Problem, dass zu Recht das Interesse der Philosophie weckt. Denn beim Doping kommen zahlreiche Probleme zusammen und verdichten sich. Doping ist wie ein Kristallisationspunkt, an dem sich verschiedenste Interessen- und Problemlagen treffen. Gleichzeitig ist die große Bühne des Sports ein Feld, das der Dramatisierung und Inszenierung Vorschub leistet. Doping trifft deshalb den Nerv. Dies ist nicht der Nerv des Sports allein, sondern der neuralgische Punkt eines ganzen Geflechts unterschiedlicher Interessen. Die Philosophie widmet sich den dabei entstehenden Problemen, gerade weil sie nicht nur und schon gar nicht ausschließlich Probleme des Sports sind.

1 Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen für die Veröffentlichung leicht veränderten Vortrag, gehalten bei der Auftaktveranstaltung des BMBF-geförderten Forschungsprojekts »Translating Doping – Doping übersetzen« an der Humboldt-Universität zu Berlin am 7.5.2009.

 

Doping und Gerechtigkeit

Der moderne Sport orientiert sich an der Hochleistung und der Konkurrenz. Das macht nur Sinn, wenn die Athleten einigermaßen unter gleichen Regeln antreten, innerhalb derer der Wettkampf stattfinden kann. Wie das im Einzelnen geschieht, ist natürlich sehr unterschiedlich. Beim Boxen gibt es Gewichtsklassen, bei Athleten aber keine Größenklassen, etwa beim Hochsprung. Man darf vermuten, dass solche Restriktionen aufgrund der Gefährdung der Athleten im Wettkampf eingeführt wurden und nicht, um gleiche Ausgangsbedingungen herzustellen. Tatsächlich kann man davon ausgehen, dass für den Wettkampf- und Konkurrenzsport eine regulierte Ungleichheit konstitutiv ist.