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Tagung in der Villa Vigoni: „Natürlichkeit und Künstlichkeit: translating doping“

Villa Vigoni: Tagung mit den Italienischen und internationalen Kooperationspartnern »Natürlichkeit und Künstlichkeit: translating doping«

Villa Vigoni: Tagung mit den Italienischen und internationalen Kooperationspartnern »Natürlichkeit und Künstlichkeit: translating doping« 13.-17. Juni 2011

Die Gegenüberstellung von Natur und Kultur (bzw. Kunst oder Technik) hat eine lange Tradition in der europäischen Geschichte. Bereits in der Antike wird das Ambivalente und Vielschichtige dieses Verhältnisses erkannt, das nicht nur auf Abgrenzung, sondern ebenso auf Abstufung, Einfügung, Entwicklung und Abhängigkeit hinausläuft. Seit der Aufklärung herrscht ein säkularisierter Naturbegriff vor mit unterschiedlicher normativer Aufladung, etwa bei Spinoza, Leibniz und Rousseau. Auch der quantifizierende bzw. operationalisierende Naturbegriff der modernen Naturwissenschaften und dessen Umsetzung in der Technik zeigt, dass ›Natur‹ niemals in szientifischer Neutralität gebraucht wird, sondern stets axiologisch aufgeladen. Offenbar lassen sich auf begrifflicher Ebene auch gegenwärtig kulturelle oder künstliche Eigenschaften nicht im ausschließlichen Gegensatz zu natürlichen behandeln. Eine sachdienliche Differenzierung scheint vielmehr einen doppelten Zugang zu erfordern, der beide Bestimmungen korrelativ versteht, sonst wird die eine ohne die andere sinnlos. Vermeintlich biologische Eigenschaften entpuppen sich so bei näherem Hinsehen als kulturell überformte körperliche Dispositionen, die in ihrer Natürlichkeit lediglich ein Abstraktum bilden. Insbesondere die Entwicklung der Medizintechnik konfrontiert den Menschen mit Fragen der Selbstbestimmung, die zwangläufig auf eine komplexe Beziehung seiner und der außermenschlichen Natur rekurrieren. Die Setzung einer Dichotomie besitzt dagegen lediglich begrifflich-regulatives Potential, rechtfertigt aber keine lebensweltlichen und letztlich normativen Setzungen, wie sie z. B. in der Doping-Debatte immer wieder vorgenommen werden. Das Ziel der Tagung besteht in der Entwicklung weiterführender Konzepte des komplexen dialektischen Verhältnisses von Natur und Kultur. Die besondere Herausforderung liegt dabei in der Klärung des normativen Potentials einer Klassifizierung körperlicher Praktiken und problematischer Anthropotechniken. Es soll ein tragfähiger methodischer Rahmen skizziert werden, in dem die juristischen und ethischen bzw. moralischen Implikationen lebenswissenschaftlicher Forschung ohne einen erschlichenen Rekurs auf vermeintliche Selbstverständlichkeiten bestimmt werden können. Die Tagung beabsichtigt das Thema ›Doping‹ im Rahmen gegenwärtiger Herausforderungen durch die Medizintechnik vor der Unterscheidung von Natur und Kunst (Technik) und deren wechselvoller Geschichte zu behandeln. Im Zentrum stehen innovative Überlegungen und Lösungsversuche, die einseitige und pauschale Auffassungen vermeiden.

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